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Wir erklären die Progression in der Unfallversicherung.

Wir haben bereits geklärt, dass eine Unfallversicherung Sinn macht. Doch für viele sind die dazugehörigen Fachbegriffe böhmische Dörfer. Deswegen versuchen wir im nachfolgenden Beitrag, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Was bedeutet Progression in der Unfallversicherung? Im Grunde nichts anderes als: „Aus Eins mach Zwei – oder Drei oder noch mehr.“

Wir sprechen also von einem Multiplikator der Grundsumme. Das ist eine tatsächlich eine feine Sache. Aber wie funktioniert das Ganze und wo sind die Vor- und Nachteile? Inwiefern braucht man das – und was ist „am Besten“?

Grundsätzlich gibt es in der Unfallversicherung zwei Beratungsansätze: entweder möglichst viel Progression – oder oft auch gar keine.

Warum eine hohe Progression oft etwas Gutes ist und weshalb man vielleicht doch auf die Progression in der Unfallversicherung verzichten sollte, erklären wir in diesem Beitrag.

  • viele Berater setzen auf eine hohe Progression bei einer Worst-Case-Absicherung
  • die 80:20 Regelung zeigt: die meisten Unfälle hinterlassen einen Invaliditätsgrad bei dem die Progression nicht greift
  • Mitwirkungsanteile reduzieren oft die Leistung
  • 5 wertvolle Tipps für eine sinnvolle Unfallversicherung
Progression in der Unfallversicherung zu verstehen, ist einfacher als Skate-Board fahren.

Warum viele Berater auf Tarife mit hoher Progression setzen

Am Markt gibt es jede Menge Versicherungsprodukte mit hoher Progression. Das bedeutet, dass mit sehr wenig sogenannter Grundsumme im Falle einer Vollinvalidität eine vergleichsweise hohe Höchstentschädigung ausgezahlt werden kann.

Eine geringere Grundsumme bedeutet einen niedrigeren Beitrag.

Wenn bei einer Vollinvalidität beispielsweise EUR 500.000 zur Verfügung stehen sollen, dann muss man die Grundsumme an die jeweilige Progression anpassen. Mit der folgenden Tabelle zeigen wir, welche Grundsumme bei welcher Progression benötigt wird.

Damit wir besser erläutern können, warum eine hohe Progression interessant sein kann, haben wir reale Beiträge eines Versicherers aufgeführt. Ob der Tarif dieses Versicherers preiswert und hochwertig ist, spielt für die Erklärung zunächst keine Rolle.

ohne ProgressionProgression 225%Progression 350%Progression 500%
100%-Leistung500.000500.000500.000500.000
Grund-summe500.000222.500142.800100.000
Beitrag417,93218,72161,36121,98
Jahresbeitrag eines TOP Versichererers mit Tarif Stand 2021 bei Berufsgruppe A (unrabattiert).
Für eingeloggte Nutzer ist die Gesellschaft einsehbar. Die Werte sind in den Progressionsstaffeln 225% und 350% gerundet!

Versicherer: Haftpflichtkasse Darmstadt, Tarifstand: 01/2021, Tarif Einfach Besser, Kaufmann Berufsgruppe A, 01.02.1970

Weniger Beitrag = mehr Leistung?

Man erkennt leicht, dass mit weniger Beitrag die gleiche Höchstentschädigung erreicht werden kann. Wenn Sie als Berater vor einem Kunden sitzen und lediglich irgendeine Unfallversicherung verkaufen möchten, was würden Sie dann anbieten?

Ein Kunde, der allein den Beitrag im Blick hat, den er für eine Unfallversicherung zahlen muss, wird sich für die Variante für EUR 121,98 entscheiden. Ganz clevere Verkäufer überzeugen, indem Sie den Beitrag noch in einen Monatsbeitrag umrechnen.

Das ist tatsächlich auch eine ganz gute Variante, wenn man die Absicherung nur für den Worst-Case bevorzugt. Aber wir wollen Sie ordentlich informieren.

Wie funktioniert die Progression in der Unfallversicherung wirklich?

In der Einleitung haben wir behauptet, dass aus Eins einfach Zwei oder Drei oder noch mehr werden können. Zur weiteren Erläuterung nehmen wir daher wieder die Versicherungsbedingungen des Versicherers zur Hand, dessen Beiträge wir gerade berechnet haben.

Um das Thema Unfallversicherung besser zu verstehen, muss man wissen, dass die Versicherungsgesellschaften eine sogenannte Gliedertaxe zur Berechnung eines Unfallschadens verwenden.

Einfach gesprochen bedeutet das: jedem Körperteil wird ein bestimmter Prozentwert zugeteilt. Ist dieses Körperteil aufgrund eines Unfalles dauerhaft vollkommen geschädigt, dann wird dieser Wert zur Berechnung herangezogen. Ist das Körperteil nur teilweise geschädigt, also in seiner Funktionsweise beeinträchtigt, wird entsprechend gekürzt.

Progression in der Unfallversicherung: habe ich aufs falsche Pferd gesetzt?

Je höher die Progression, desto mehr Leistung erhalten Sie im Worst-Case – bei gleicher Grundsumme.

Hier berechnen wir die Leistung, die Sie von Ihrer Unfallversicherung erhalten, wenn ein bestimmtes Körperteil zu 100% geschädigt ist. Wir nehmen dabei an, dass Sie eine Grundsumme von EUR 100.000 vereinbart haben.

Grad der Invalidität in %ohne ProgressionProgression 225%Progression 350%Progression 500%
2525.00025.00025.00025.000
3030.00035.00040.00040.000
4040.00055.00070.00070.000
5050.00075.000100.000100.000
6060.000105.000150.000150.000
7070.000135.000200.000260.000
8080.000165.000250.000340.000
9090.000195.000300.000420.000
100100.000225.000350.000500.000
Progressionstabelle eines TOP Versichererer mit Tarif Stand 2021.
Um den Versicherer einzusehen, loggen Sie sich bitte ein!

Versicherer: Haftpflichtkasse Darmstadt, Tarifstand: 01/2021, Tarif Einfach Besser, Kaufmann Berufsgruppe A, 01.02.1970

„Bei geringer Invalidität gilt: Je höher die Progression, desto weniger Leistung erhalten Sie bei gleicher Höchtsentschädigung.“

Jetzt erstellen wir diese Tabelle noch einmal unter der Annahme, dass Sie Ihrem Berater gesagt haben, dass Sie im Fall der Fälle (der Vollinvalidität) eine halbe Million EUR benötigen. Das wäre nun der Ansatz, den wir oben erwähnt haben: nämlich die Absicherung des Worst-Case. Der Beitrag dafür liegt bei rund 10 EUR im Monat.

Sie haben bei Vollinvalidität die gleiche Summe zur Verfügung. Bei einem geringeren Schaden erhalten Sie jedoch auch deutlich weniger Entschädigung.

Grad der Invalidität in %ohne ProgressionProgression 225%Progression 350%Progression 500%
25125.00055.50035.50025.000
30150.00077.70040.00040.000
40200.000122.10056.80070.000
50250.000166.500142.000100.000
60300.000233.100213.000150.000
70350.000299.700284.000260.000
80400.000366.300355.000340.000
90450.000432.900426.000420.000
100500.000500.000500.000500.000
Grundsumme500.000222.500142.800100.000
Beitrag417,93218,72161,36121,98
Progressionstabelle eines TOP Versichererer mit Tarif Stand 2021. Beitrag bei Berufsgruppe A (unrabattiert).
Eingeloggten Nutzern nennen wir den Versicherer. Die Werte sind in den Progressionsstaffeln 225% und 350% gerundet!

Versicherer: Haftpflichtkasse Darmstadt, Tarifstand: 01/2021, Tarif Einfach Besser, Kaufmann Berufsgruppe A, 01.02.1970

Ein kurzes Zwischenfazit

Was bedeutet Progression in der Unfallversicherung?

Die Progression ist ein komplexes Thema. Doch wenn man es einmal verstanden hat, dann spielen einzelne Werte nur noch eine untergeordnete Rolle.

  • Wir stellen fest: bei gleicher Höchstentschädigungssumme gibt es mit einer höheren Progression im Vergleich weniger Geld bei niedrigen Invaliditätsgraden.
  • Aber: eine hohe Progression führt bei gleicher Grundsumme zu mehr Leistung in höheren Invaliditätsgraden.
  • Wenn man nur auf die höchstmögliche Entschädigungsleistung achtet, dann ermöglicht eine hohe Progression eine niedrige Grundsumme und damit einen geringeren Beitrag.
  • Jedoch ist eine hohe Grundsumme wichtig für eine bessere Entschädigung bei niedrigeren Invaliditätsgraden.
Warum ist das jetzt wichtig zu wissen? Sind Sie noch dabei?

Die 80:20 Regel
und die Progression in der Unfallversicherung

Sie kennen die 80:20-Regel? Falls nicht: Diese Regel spielt in der Unfallversicherung eine wichtige Rolle. Sie besagt nämlich, dass mehr als 80% aller Unfälle mit Invaliditätsfolge einen Invaliditätsgrad von weniger als 20% bedingen.

Doch was bedeutet das für die Progression in der Unfallversicherung? Nun, aus der Tabelle oben können Sie ablesen, dass die Progression erst ab 25% so richtig in Schwung kommt. Somit spielt die Progression in mehr als 80% aller Schadenfälle überhaupt keine Rolle.

Warum ist das so?

In vielen Fällen wird aus der Gliedertaxe nicht der volle Wert für ein Körperteil berechnet. Das liegt ganz einfach daran, dass ein Arm in den meisten Fällen nicht gleich „ab“ ist. Häufig ist ein Arm nach einem Unfall noch eingeschränkt gebrauchsfähig, z.B. zu 30%.

Wenn der Armwert in einer Standard-Gliedertaxe mit 70% bewertet wird, die Einschränkung aber nur zu 30% attestiert wird, dann liegen wir in Summe bei 21% Leistung – also unter den 25%. Die Progression greift hier schlichtweg noch nicht.

Bei verbesserten Gliedertaxen kann der Armwert bei entweder 80% oder gar bei 100% liegen. Mit Armwert 100% und einer Einschränkung von 30% greift die Progression dank der verbesserten Gliedertaxe. Das kann am Ende einen hohen finanziellen Unterschied machen!

Achtung: es kann noch gekürzt werden!

Auch im Falle von Vorerkrankungen können Versicherer die Leistung kürzen. Das nennt man dann Mitwirkungsanteil. Angenommen Sie haben ärztlich attestierte Arthrose und brechen sich bei einem Sturz das Handgelenk. Die Vorerkrankung wird zu 60% als heilungsverschlechternd eingestuft: die Arthrose bewirkt also eine höhere verbleibende Einschränkung. Damit ergibt sich beispielhaft folgende Berechnung:

  • Handwert bei voller Bewegungseinschränkung aus der Standard-Gliedertaxe liegt bei 55 Prozent
  • der Mitwirkungsanteil beträgt 60 Prozent
  • Ihre Entschädigung liegt bei rund 22 Prozent – die Progression greift nicht!

Es gibt aber Versicherungstarife, die auf die Kürzung durch einen Mitwirkungsanteil z.B. aufgrund von Vorerkrankungen verzichten. Manche verzichten sogar bis 100 Prozent.

Im oben genannten Beispiel gäbe es dann 55% Leistung – und die Progression in der Unfallversicherung greift folglich!

Fazit: Unsere 5 Tipps zur besseren Unfallversicherung!

Grundsätzlich sollten Sie Ihren Absicherungwunsch immer mit einem seriösen Berater besprechen. Dafür stehen wir Ihnen als Versicherungsmakler gerne zur Seite und freuen uns auf Ihre Anfrage. Für Ihre Absicherung geben wir Ihnen gerne die folgenden fünf Tips mit auf den Weg.

  • Wählen Sie immer einen TOP-Tarif! Finger weg von „Standart“, „Silber“ oder „Basic“!
  • Achten Sie auf eine verbesserte Gliedertaxe.
  • Vermeiden Sie, wenn möglich die Anrechnung von Mitwirkungsanteilen!
  • Wählen Sie besser eine höhere Grundsumme und verzichten Sie auf eine zu hohe Progression.
  • Lassen Sie beitragspflichtiges Beiwerk und Zusatzbausteine weg, wenn Sie Geld sparen möchten – erhöhen Sie besser die Grundsumme.
  • Die Progression ist Ihr Steuerelement in der Unfallversicherung: ob Worst-Case-Absicherung oder TOP-Vertrag, Sie haben es in der Hand!

Was wir mit Beiwerk meinen und welche Leistungen unserer Meinung nichts in der Unfallversicherung verloren haben, lesen Sie auf unserer Informationsseite zur Unfallversicherung (oder hier im Blog).

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Bildquellen: oneinchpunch und Elnur auf stock.adobe.com